Verein für Denkmalpflege Mönchshaus e.V.

Zur Geschichte des Mönchshauses

Über die Keimzelle des heutigen Ortes Espenau-Mönchehof

Dr. Thilo F. Warneke

 

In der Ortsdurchfahrt von Mönchehof fällt eine Scheune mit mächtigen Stützen aus Sandsteinquadern auf, wie man sie sonst nur bei Kirchen sieht. Gegenüber steht ein unscheinbares Haus, das die letzten drei Jahrzehnte unbewohnt war und seit 2010 vom eigens gegründeten Förderverein restauriert wird. Dieses so genannte Mönchshaus und der Gutshof bildeten ursprünglich eine Einheit und waren die Keimzelle des heutigen Ortsteiles. Eine bauhistorische Begutachtung datiert den Kern des Gebäudes in die Romanik, als Zisterziensermönche den Hof betrieben.

Der Orden gründete sich 1098 in Citeaux bei Dijon in Frankreich, der ehemaligen Wüstung Cistercium, und breitete sich rasch über ganz Europa aus. Eine der frühesten Zisterziensergründungen im deutschsprachigen Raum war Kloster Kamp, das wiederum Mönche nach Hardehausen (1140) bei Warburg entsandte. Durch Kauf und Schenkungen, gefördert von den Paderborner Bischöfen, erwarb das Kloster beträchtlichen Landbesitz. Zisterzienser aus Hardehausen gründeten auf dem Gebiet der Wüstung Hadebrachtshausen, der Vorgängersiedlung von Mönchehof, einen Hofkomplex (Grangie), der von einem Grangienmeister geleitet und von Lohnarbeitern bewirtschaftet wurde.


In und um Hadebrachtshausen wurde hauptsächlich Getreide angebaut, das in der nahe gelegenden Stadt Kassel zum Verkauf kam. Der Ort, dessen Gründung im Dunkeln liegt, war noch bis Mitte des 12. Jahrhunderts im Besitz des Klosters Helmarshausen, wurde danach aufgegeben und verfiel. Allerdings bestanden die Rechtsansprüche der Landbesitzer an den Einkünften fort. Nach einer 1216 ausgestellten Urkunde verkaufte Ritter Helfrich von Rotenburg dem Kloster Hardehausen zwei Teile des Zehnten im Dorf Hadebrachtshausen. Zu dieser Zeit war das Land wieder urbar gemacht und erste Erträge erwirtschaftet. Die Gründung des Hofes dürfte demnach wohl um 1210 erfolgt sein.

Im Verlauf des 13. Jahrhunderts machten ehemalige Grundbesitzer Ansprüche auf den Zehnten geltend, doch konnte Kloster Hardehausen diese erfolgreich abwehren. Bis 1313 war die Ablösung alter Rechte und Abgaben im Bereich von Hardebrachtshausen im Wesentlichen abgeschlossen.

Von der Gründung bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Grangie in Eigenarbeit bewirtschaftet. Ein Güterverzeichnis aus dem Jahr 1324 listet in Hadebrachtshausen dreieinhalb Hufen (etwa 25 ha) auf, dazu kommen mindestens drei Hofstätten und der ganze Zehnt des Ortes. Es handelte sich also nicht um einen einzigen Hof oder ein einzelnes Gut, sondern um einen Komplex aus mehreren kleinen Höfen mit einem Oberhof als Sitz des Grangien- oder Hofmeisters. Der vermutlich erste Hofmeister war der Konverse Johannes, der nach einer nicht datierten Urkunde ( zwischen 1198 und 1228) als Zeuge auftrat. Das Mönchshaus dürfte der Verwaltungssitz des Klosters Hardehausen vor Ort und damit Sitz des grangiarius Johannes und seiner Nachfolger gewesen sein.

Das Einkünfteverzeichnis von 1370 führt in Hadebrachtshausen insgesamt etwa 240 Hektar Land auf. Durch Gütertausch mit dem Landgrafen Heinrich II. vergrößerte sich der Grundbesitz noch einmal erheblich. Eine derartige Größe war nicht mehr in Eigenarbeit zu bewirtschaften, vielmehr war wohl ein Teil der Hufen an Bauern verpachtet worden. Hadebrachtshausen hatte sich in ein Verwaltungszentrum gewandelt, in dem Pachteinkünfte, Zinsen, Naturalien und sonstige Einnahmen erhoben und eingenommen wurden.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war die wirtschaftliche Situation des Klosters Hardehausen schlechter geworden. In der 1588 ausgestellten Urkunde verpflichtete es sich, dem hessischen Kammersekretär M. Johann Haugel jährlich eine bestimmte Menge Getreide zum Festpreis zu verkaufen. Der Hofmeister wurde angewiesen, das Getreide aus dem "klösterlichen Fruchthaus zu Mönchehof, genannt die Kirche", zu nehmen, womit vermutlich die Scheune gegenüber dem Mönchshaus gemeint war. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war die Schuldenlast wohl so drückend, dass der ehemalige Grangienkomplex veräußert werden musste. Am 10. November 1603 verkaufte Kloster Hardehausen den "Mönchehof bei Hadebrachtshausen im Amt Kassel" mit vier Hufen, einschließlich aller Zehnten und Abgaben, an den hessischen Kammermeister Philipp Wilhelm zu Cornberg für 300 rheinische Goldgulden und 10.000 Kronentaler.

Mitte des 18. Jahrhunderts war das Gut im Besitz von Sophia Maria Wolff von Gudenberg, die es 1767 aus wirtschaftlichen Gründen an den Landgrafen Friedrich II. verkaufen musste. Fortan verpachteten die Landgrafen - ab 1866 die preußische Domänenverwaltung - das Gut mit allem Zubehör, zu dem auch der Teich bei Mönchehof gehörte. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte der Anbaus des sogenannten Herrenhauses an das Mönchshaus.


Das Ende der Domäne leitete die Gründung der Henschel Flugmotorenbau GmbH ein, die sich am 9. Juli 1936 ins Handelsregister am Amtsgericht Kassel eintragen ließ. Bereits vier Tage später fand ein vertrauliches Gespräch zwischen den Henschelwerken und dem Kreisbauernführer Sinning statt bezüglich des vorgesehenen Baugeländes. Ein Gemarkungsplan sah die Werkansiedlung in den Gemeinden Altenbauna und Rengershausen vor. In dem Gespräch drückte Sinning die Hoffnung aus, dass für eventuell betroffene Erbhöfe ein Ersatzgelände zur Verfügung gestellt werden könnte.
Schon am 17. Juli 1936 erschien in Mönchehof ein Vertreter des Ministeriums, der die Domäne zum Zweck der Aufteilung besichtigte.

Am 30. Januar 1937 meldete Henschel dem Reichsluftfahrtministerium, dass es gelungen sei, vier Bauern zur Umsiedlung auf die Domäne Mönchehof zu bewegen. Im April 1937 kündigte die Regierung Pachtverträge und verkaufte die Grundstücke der Hessischen Heimat, Siedlungsgesellschaft mbH. Im gleichen Jahr begann der Bau der Neubauernhöfe auf dem Bruchfeld, während aus dem Restbestand der Domäne zwei Höfe entstanden.

August Siebert, der in Niederzwehern seinen Hof aufgrund eines Straßenumbaus verloren hatte, erwarb das Mönchshaus, das benachbarte Herrenhaus und weitere Stallungen. Im April 1938 folgte August Höhmann aus Oberzwehren, der ein eigenes Wohnhaus errichtete. In den Wohnungen des Mönchshaus waren ein Gespannführer mit Familie und wechselnd Soldaten der Organisation Todt, Flüchtlinge und später amerikanische Soldaten untergebracht. Zeitweilig waren eine Schuhmacherwerkstatt und ein Friseurgeschäft in den Räumen ansässig.

Die neue Verbindungsstraße zwischen den Ortsteilen Hohenkirchen und Mönchehof führte ab 1982 durch das Gelände der ehemaligen Domäne. Die Familie Siebert musste ihren Betrieb in den Kirchweg verlagern. Seither sind Mönchs- und Herrenhaus vom übrigen Restbestand der Domäne durch den Straßenverlauf abgetrennt.

 


Literaturauswahl

Huck, Th.-S.: Das Zisterzienserkloster Hardehausen in Ostwestfalen von seiner Gründung im Jahre 1140 bis in das 15. Jahrhundert. Studien zur Beschaffenheit und Organisation des klösterlichen Besitzes und zur Wirtschafts- und Rechtsgeschichte des Klosters unter besonderer Berücksichtigung siedlungsgeschichtlicher Aspekte, Egelsbach/Frankfurt a.M./Washington 1998.

Müller, H. (Bearb.): Urkunden des Klosters Hardehausen. Veröff. Hist. Komm. Westf. 37. Westfälische Urkunden (Texte und Regesten) 9, Paderborn 2002.

Gefördert und Unterstützt von:

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Gemeinde Espenau

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